Oh Herr, gib uns die tägliche Dosis Dioxin!

In jedem Jahr muss es einen Skandal geben, nein, natürlich mehrere, aber während Boxen, Fußball und Formel1 wahrlich nicht jeden Bürger interessieren, und weil eine x-beliebige Grippe kein großes Medienecho erzeugen würde (ist ausgeleiert),  geht’s dem Bürger halt an den Kragen, besser gesagt der Nahrung des Bürgers. Es muss natürlich auch etwas Basisrelevantes sein, ein gepanschter edler Wein wäre allenfalls einen Beitrag in einem Satiremagazin wert, also stellt sich die Fragen:  „Na, welches Lebensmittel nehmen wir denn diesmal?“ Fleisch? BSE, MKS, Gammel – alles alte Hüte! Obst und Gemüse? Im Winter? In Deutschland? Nein, es muss etwas richtig schön Ganzheitliches her – Eier!

Zum Omlett geben wir etwas Gefährliches: krebserregende fiese Dinge gehen natürlich immer, also holen wir das Dioxin aus der Schublade und weil dies doch etwas eklig ist, lassen wir die Story über Weihnachten ruhen, das gibt den Politikern ja dann auch mehr Zeit, die üblichen Phrasen einzustudieren.

„Sowas darf nicht sein! Solche Versehen müssen härter bestraft werden!“ (Haste Nichtgesehen, MdL, BlöPD)
„Es müssen schärfere Kontrollen her!“ (Irg Endwer, MdB, CSMuh)
„Die Herstellung technischer Öle muss räumlich von der Herstellung andere Öle gertennt werden“ (B. Lub, MdB, VTeeP)

Lassen wir mal außen vor, dass Experten (u.a. ein Prof der Uni Leipzig) den ganzen Skandal als übertrieben ansehen, weil die erlaubte Dioxin-Menge nur stichprobenartig überschritten wurde und die Eier erst dann gefährlich werden würden, wenn man täglich zwo Dutzend davon isst, so fragt man sich doch, warum die Politiker keine neuen Sprüche auf Lager haben und wieso sie tatsächlich denken, dass es ein Versehen gewesen wäre?

Stellen Sie sich mal vor, Sie würden eine Flasche Feinmechaniköl bekommen, darauf steht ein Warnhinweis: „Achtung, nicht zum Verzehr geeignet!“, der Lieferant lässt Sie ein Formular unterschreiben, in welchem Sie bestätigen, dass Sie verstanden haben, worum es geht, Ihre Familie holt schon mal die Fahrräder aus dem Keller und der Junior schleppt die gute alte Schreibmaschine an. Würden Sie nun das Öl für die Fahrradketten nutzen oder es als Salatdressing verwenden? Kommt drauf an, oder? Wenn Sie den Salat nicht essen müssten, Ihnen Ihre Familie egal und jegliches Salat-Öl halt teurer wäre, dann würden sie womöglich … oder?

Liegt ein „Versehen“ vor? „Oh, ein roter Hinweis, hmm, wahrscheinlich nur für Tomatensalat geeignet.“?
Steckt nicht vll. doch eher ein System dahinter? Schließlich soll schon seit Jahren das Feinmechaniköl für das Salatdressing verwendet worden sein.
Ist es gar nur ein Theaterstück von und für Ilse Aigner, die so unbekannt ist, die wie die Jungfrau zum Ministerposten kam, und dies nun endlich mal ändern möchte? Sind vll. Öko-Fundies dran Schuld? Sie die Umfragewerte der GRÜNEN noch nicht hoch genugt? Ist es vll. eine moderne Marketingidee der Konkurrenzfirmen? Treu nach der Devise: „Wenn man sich nicht mit seinem Produkt vom Markt abheben kann, dann muss man eben die Konkurrenz runterdrücken“? Oder ist es gar nur der alljäglich, übliche Wahnsinn, auf den sich die Medien und die Politiker stürzen, nachdem sie ihn selbst erzeugt haben?

Immer Sommer wird es wieder unzähliche Hinweise auf „Anschlagsvorhaben“ geben. Im Herbst kommt dann eine neue fiese Grippe aus … hmm, wie wäre es mal mit Afrika? Und zu Silvester 2011 wird die Polen-Böller-Mafia die Titelseiten füllen. Wir dürfen gespannt sein, was die Politiker dann wieder absondern.