Die Preisheiligen (Teil 2)

Wenn man vom ersten Tag an bei eBay ist, dann darf man sagen, dass man schon den Urschleim gesehen und in diesem gefischt hat. eBay war damals ein herrlicher Tümmelplatz, man bekam schon anno ’99 quasi alles, für Battletech-Figuren war das Auktionshaus sogar die Anlaufstelle schlechthin, aber auch dem PC-Nerd zeigte sich ein schöner Spielplatz, doch wie immer, wenn etwas erfolgreich ist, wollen plötzlich alle ihren Teil vom Kuchen – der Markt wird aufgeteilt. So verwundert es nicht, dass in der Kategorie „Grafikkartenkühler“ zwar aktuell fast 600 Angebote drinnen sind, davon aber nicht einmal deren 100 noch Auktionen sind.
Nimmt man angebotete Objekte, die gar keine Grafikkartenkühler sind, sondern Wärmeleitpaste, Lüfter, GraKas und WaKü-Zubehör, aus der Betrachtung, so schrumpft die Gesamtmenge um runde 20 Prozent.
Wirft man Auktionen, deren Artikelstandort HongKong lautet, in die Ignoranzschublade, verringert sich das Angebot auch um rund 20 Prozent.
Vergleicht man kurz mit einer beliebigen Preisvergleichsseite die Preise der Sofortkauf-Angebote, so schüttelt man zuerst heftig den Kopf, um dann ebenfalls rund 20 Prozent der Angebote als Unsinn zu deklarieren.
Auch alte Kühler können interessant sein, Exoten sowieso, doch lässt man es drauf ankommen, so kommt man schnell ins Jappsen: gerade wurde ein gebrauchter Geforce 8800GT-Kühler (Zalman VF1000) für 25,16€ versteigert – dazu 6,90€ Versand. Zusammen also 32,06€ – neu gibt’s den bereits für glatt 34 Euro – na da hat der Käufer ja unheimlich viel gespart! Gerade betrachte ich eine HD3450, die kurz vor Ende der Auktion bei 20,90 € liegt. Drei Jahre soll sie alt und stets ohne Zicken gelaufen sein, Zubehör gibt es keines, die Karte neu aber schon für knapp unter 25 Euro, samt Zuebhör natürlich. Gestern ging ein Scythe Mugen für 27,50 € weg – das liegt noch „satte“ 10 Prozent unter dem Neupreis vor zwo Jahren. Einen Titan CUV2AB (netter kleiner Kühler, super für hitzköpfige nForce-Chipsätze) kann man für 15,86€ kaufen – vor fünf (!) Jahren habe ich einen solchen bei einem namhaften Händler hier in Leipzig für 9,99€ bekommen – schöne, neue eBay-Welt!
Bei den CPU-Kühlern findet sich unter den  ersten 170 Sofortkaufangeboten (Sortierung: Preis aufsteigend) nicht ein einziger CPU-Kühler und kein einziges der ersten 250 Angebote stammt von einem Privatverkäufer.
Apropos 250: für einen solchen Euro-Betrag kann man einen Akasa Evo 120 shoppen. Dass der bei der Markteinführung eine UVP von 39,90€ hatte, zwischenzeitlich bei einigen Händlern für unter 30 Euro angeboten wurde und ich ein Exemplar für 5€ erteigern konnte, sei den Nicht-Insidern als Erläuterung gesagt. Sie können auch eine kleine Tube Wärmeleitpaste für 250€ kaufen, einen schnöden Chipsatzkühler gibt’s für den gleichen Preis.
Wir wäre es mit einem echten HighEnd-Kühler, der zwar 25 Prozent teurer als beim Onlinehändler, dafür aber mit einem 100€-Reisegutschein daherkommt?

Warum sorgt eBay eigtl. nicht mal für Ordnung? Wärmeleitpasten gehören nunmal in die Kategorie „Zubehör“ und Lüfter in die Kategorie „Lüfter“. Warum muss man als Neuverkäufer ein PayPal-Konto einrichten? Warum heißt die Kategorie „RAM-Speicher“ immer noch „RAM-Speicher“, wo doch das „M“ in RAM für „Memory“ steht, somit die Kategorie soviel wie „Arbeitsspeicher-Speicher“ heißt?

Viele Fragen, eine Antwort: es geht ums Geld – ganz simpel! Ordnung bedeutet das Einsetzen von Manpower, bedeutet ein eventuelles Abschrecken von unwissenden Kunden. PayPal bringt eBay Geld, genau so wie die vielen gewerblichen Verkäufer. Die Angebotsgebühren steigen seit Jahren, wie auch Umsatz und Gewinn. Vom (sympathischen) Trödelmarkt ist nicht mehr viel geblieben, der Markt der Möglichkeiten ist zum gewöhnlichen Markt verkommen, die Konkurrenz dümpelt vor sich hin. Schnäppchen sind selten geworden, der Adrenlinstoß kurz vor Auktionsende ist wenn überhaupt noch ein Stößchen, meist aber ein kopfschüttelwürder Moment.
„3-2-1 – nicht meins, Macht aber nix, wäre eh zu teuer geworden!“