Ubisofts überaus erfolgreiche und sehr oft gelobte Spiele-Serie „Assassin’s Creed“ hat gerade zum dritten Mal ihren Weg auf den PC gefunden, doch auch die aktuellste Auflage ist bescheiden gelungen, wenn es um den Punkt der gescheiten Maussteuerung geht, außerdem wurden viele Kritiken an den Vorgängern gekonnt ignoriert – und ohne auch nur ein Review gelesen zu haben, bin ich mir sicher, dass es wieder Awards regnen wird.
Ich habe die beiden ersten Teile bereits gespielt, sogar bis zum bitteren Ende, und war mir gar nicht so sicher darüber, ob ich mir den dritten Teil antun will – ich machte es doch – und bereue es.
Kaum war mein Alter Ego Ezio in Rom, der diesmalige Schauplatz, sah ich einen Bettler, der neben einer Schatztruhe stand. Ich stellte mich vor den NPC und war kurz davor, ihn für seine Dummheit zu bestrafen, da kamen ein paar Waschweiber auf mich zu und bettelten aufdringlich. Ich ging zur Schatztruhe, plünderte sie und flüchtete auf die Dächer. Man mag über die Italiener des Mittelalters ja denken was man mag (das gilt auch über die der Berlusconi’schen Neuzeit), aber so blöd kann kein Mensch sein – aber scheinbar ein NPC anno 2011.
Nach rund drei Spielstunden, ich gewöhnte mich so langsam wieder an das Gameplay, unterbrach ein Bluescreen jäh mein Gemetzel. Ich war ob dieser Unterbrechnung nicht amüsiert, vielmehr aber als die kleine Pause aber brachte mich die Tatsache, dass tatsächlich die Spielstände ins Nirwana gejagt wurden, auf die Palme. Nachdem ich am folgenden Tage vom Baume des Frustes herunterstieg, widmete ich mich des Problems erneut: kaum war Brotherhood erschienen, legte Ubisoft einen Patch nach (1.1), der u.a. das Problem des Crashes beheben soll. Aufgrund der idiotischen Spielstandspeichertechnik, die Ubisoft schon bei Formula1 2010 viel Kritik einbrachte, ist es nicht möglich, den Spielfortschritt zu retten. Die automatische Speicherung samt der nichtvorhanden Export- und Import-Funktion darf man ganz klar als absolute Dummheit bezeichnen. Dem ernsthaftenund dem vorsichtigen Spieler sei geraten, im Anwendungsdatenverzeichnis des Benutzerkontos stets manuell Kopien anzufertigen.
Im weiteren Verlauf des Spieles begegneten mir abermal die an unmöglichen Stellen angebrachten Steckbriefe. Im zweiten Teil hatte ich mich schon gefragt, welchen Sinn es haben soll, einen Steckbrief hoch oben in einer Ecke, in welcher allerhöchsten ein paar Tauben eine Verschnaufpause einlegen, anzubringen und ob es dem Spiel nicht etwas mehr Reiz geben würde, wenn man gezwungen wäre, des Nächstens auf den Marktplatz zu schleichen, um dort dann flink und flott die Steckbriefe zu entfernen, doch diese Frage verwarf ich kurze Zeit später, als ein zu eliminierender Hauptmann durch die seltsamen Ausprägungen von Steuerung, Bewerbung und KI ins Wasser plumpste und darauf hin ad hoc sein Leben verlor. „Man darf nicht zu viel erwarten!“ grummelte ich vor mich hin.
Ja, die Steuerung … also der Sound ist klasse, die musikalische Untermalung stimmig, auch die Grafik und die Story sind zu loben, ebenso die Systemanforderungen, aber die Steuerung – puh, nein Ubisoft, das habt ihr wirklich nicht verstanden! Die Kamera ist stets wacklig, wechselt spontan von umgebungsabsolut zu umgebungsrelativ, es gibt keine Seitenschritte, kein Rückwärtsgehen, außer man ist im Kampfmodus, welcher sich aber nicht beenden lässt, sodass man nicht einfach mal den Ring der Gegner durchbrechen und flüchten kann, sondern die Horden an Gegner niedermetzeln muss. Das nun wiederum ist aufgrund der Kameraperspektiven, einer nicht nachvollziehbaren Auslegung der Gegnerfokussierung, des daraus resutierenden wilden Drehens und Schwenkens, Wackelns und … puh, nein, kurz gesagt: es so dermaßen übel, dass letztlich keine Präzision und keine Taktik möglich und keine Übersicht zu bekommen ist. Selbst Sprungszenen werden verdorben, besonders wenn sie nicht geradlinig sind, obwohl die ganze Sprungsteuerung schon extrem einfach ist, ohne Timings oder Tastenkombinationen auskommt. Da sieht man das Dilemma ganz deutlich: die Kamera ist nicht einmal C-Movie-reif, deswegen muss die Steuerung so grausam vereinfacht werden. Da die Konsolenspieler mir einer umgebungsrelativen Steuerung überfordert sind, Strafen und Rückwärtsgehen nicht kennen, muss der PC-Spieler auch darunter leiden. Dass die 16:9-Auflösung auch noch das Sichtfeld einschräkt und somit für noch weniger Übersicht sorgt, rundet das scheußliche Bild dann ab.
Dass Ubisoft mit PC-Titeln nur einen kleinen Teil des Umsatzes generiert, verwundert nicht. Optimierungen, Anpassungen, Abwechslung, einsicht … alles Fehlanzeige. Auch bei AC:B muss man wieder unzählige Male die gleichen Dinge erledigen (64 Läden eröffnnen!), über 20 Hauptmänner töten und dann jeweils den Wachturm abbrennen,usw. usf. Viele Spiele bieten kaum mal 10 Stunden Spielzeit, AC:B wohl locker 30, rechnet man aber die Wiederholungen heraus, bleiben vielleicht noch 5 Stunden übrig.