Der AdBlockPlus-„Skandal“

Vor langer Zeit, als Firefox noch ein schlanker, schneller Browser war, als er noch viel näher an der Suite-Mutter Mozilla lag, konnte man mit zwei Klicks das Laden von Bildern einer bestimmten Website unterbinden. Das hat in vielen Fällen schon geholfen, wollte man es etwas komfortabler, installierte man sich halt „AdBlock“. Die Werbeterroristen des WWW wurden aber immer findiger, die Gegenspieler jedoch auch, der Rennen zwischen Nervern und Nervenschonern war ein amüsantes und, was ja nicht oft vorkommt, der Underdog gewann. Mit AdBlockPlus stellte Wladimir Palant ein mächtiges, doch simples, ein effizientes und effektives PlugIn zur Verfügung, was ganz sich ganz schnell ganz großer Beliebtheit erfreute. Der Surfer war happy.

Als Ende 2011 nun aber plötzlich eine Option bei den Einstellungen der neusten Version von AdBlockPlus (2.0b.3277 ) auftauchte, eine namens „unaufdringliche Werbung zulassen“, staunten die Nutzer nicht schlecht – „Was soll das denn?“ bis „Ist doch ein Scherz, oder?“ erstreckte sich das Reaktionsspektrum. Der Nutzer tat das, was er tun musste: Das Häkchen rausnehmen und weitersurfen. Ganz einfach, aber natürlich mit einem Kopfschütteln bedacht.

Nun, eineinhalb Jahre später, also mit gehöriger Verspätung, kommt es doch noch zu einem „Skandal“, denn es mehren sich die Hinweise, dass Palant mit der seltsamen Funktion etwas im Schilde führte … um genau zu sein „Geld zu verdienen“, indem er sich angeblich von Unternehmen bezahlen ließ, damit deren Werbung als „unaufdringlich“ eingestuft und folglich nicht blockiert wird. Mal abgesehen davon, dass es Palants gutes Recht ist (seine Arbeit, seine Zeit, sein Tool, sein Eigentum), ein PlugIn so zu gestalten, dass er damit mehr als nur Anerkennung verdient, ist die ganze, aufgeblähte Diskussion um dieses Thema doch nur lauwarme Luft, denn wo steht denn geschrieben, dass der Nutzer so blöd ist und diese Einstellung aktiv lässt? Ist es so schwer, das Häkchen zu entfernen? AdBlockPlus bietet weiterhin die Option, die Werbung ganz nach Gusto zu blockieren, die Filter-Einstellungen zu ex- und zu importieren, es gibt weiterhin Filter-Abos, auch MozBackup funktioniert einwandfrei – viel Heiße Luft um ein kleines Häckhen also, mehr nicht. Wo ist da bitte der „Skandal“? Dem Nutzer, der ja keinen Cent für das PlugIn zahlt, wird nichts geraubt oder gar unmöglich gemacht. Die Standard-Einstellungen von Adobes Flash-PlugIn sind ein Skandal, die Standard-Settings von Firefox sind ein Skandal, aber doch bitte nicht das herausnehmbare Häkchen von Firefox!